Warum entscheiden sich viele Anbauer dazu, ihre Cannabispflanzen vor der Ernte zu beschneiden? Welchen Einfluss hat das Beschneiden auf das Pflanzenwachstum? Wann ist der beste Zeitpunkt, um mit dem Beschneiden zu beginnen und aufzuhören? Falls dir diese Fragen bereits durch den Kopf gegangen sind, dann bist du hier genau richtig. Dieser Beitrag widmet sich einer umfassenden Erklärung zum Thema Cannabis-Beschneiden und präsentiert zudem einen Leitfaden zu drei verschiedenen Schnitttechniken.
Was sind die Vorteile beim Beschneiden von Cannabis?
Das Beschneiden von Cannabis ist ein unverzichtbarer Teil des Anbauprozesses, der direkten Einfluss auf die Qualität und Quantität der Pflanzen hat. Diese gezielte Maßnahme regt die Pflanze dazu an, mehr Blüten zu produzieren. Beim Beschneiden werden unnötige Zweige, Stängel sowie die Zucker- und Fächerblätter entfernt, damit die Pflanze ihre Energie auf die Produktion der Knospen konzentrieren kann. Das wiederum sorgt dafür, dass diese größer werden und so mehr Ertrag liefern. Darüber hinaus ermöglicht das Beschneiden eine bessere Lichtdurchlässigkeit für die unteren Blätter, was die Gesamtproduktion der Pflanze verbessert und die Luftzirkulation fördert, um das Risiko von Schimmel und Krankheiten zu minimieren. Eine gute Belüftung minimiert Feuchtigkeit, was wiederum Schädlinge wie Spinnmilben fernhält. Gelbe oder abgestorbene Blätter sollten abgeschnitten werden, da sie keinen Nutzen mehr haben und die Ressourcen der Pflanze verschwenden. Die ein oder andere Cannabissorte hat die Tendenz, stark in die Höhe zu wachsen. Das Schneiden hilft dabei, ihre Größe zu kontrollieren und sorgt für eine gleichmäßigere Verteilung des Lichts über die gesamte Pflanze. Diese Maßnahme ist besonders sinnvoll, wenn der Anbau in geschlossenen Räumen mit begrenztem Platzangebot erfolgt.
Wann sollte ich Cannabis beschneiden?
Es ist grundsätzlich ratsam, die Pflanze nur während der Vegetationsphase zu beschneiden, da sich die Pflanze in dieser Phase am besten von dem Schnitt erholen kann. Der ideale Zeitpunkt, um mit dem Beschneiden zu beginnen, ist, wenn deine Pflanze eine Höhe von etwa 30 cm erreicht hat und ungefähr sieben Blattpaare gebildet hat. Sobald deine Pflanze in die Blütephase übergeht, ist es empfehlenswert, mit dem Schneiden aufzuhören. Das Beschneiden während der Blütezeit verringert die verfügbare Energie der Pflanze, die sie zur Produktion von Blüten benötigt, was dementsprechend zu kleineren Knospen führen kann. Während dieser Phase solltest du deinen Hanf deshalb nur schneiden, wenn du kranke Pflanzenteile entdeckst und entfernen möchtest.
Vorbereitungen
Um so professionell wie möglich an die Sache heranzugehen, solltest du dir im Voraus folgende Werkzeuge beschaffen:
- Eine robuste Schere: Einige Äste können ziemlich hart sein, daher ist es wichtig, sicherzustellen, dass deine Schere scharf ist.
- Wegwerfhandschuhe: Die Verwendung von Einweg-Gummihandschuhen hat zwei Vorteile: Zum einen werden so die Trichome vor Verunreinigungen durch die Hände geschützt. Zum anderen wird so verhindert, dass die Hände durch das Harz klebrig werden.
- Eine Maniküre-Schere: Jeder ernsthafte Grower sollte eine gute Trimmschere besitzen, um präzise und effiziente Arbeit zu leisten. Diese Scheren machen den Trimmprozess durch ihre Schärfe und Präzision angenehmer, was zu einem besseren Endergebnis führt.
- Einen Eimer: Hier kannst du die abgeschnittenen Blätter und andere Teile der Pflanze sammeln, um das spätere Aufräumen zu erleichtern.
Beschneiden von Cannabispflanzen: die besten Techniken
Beim Beschneiden von Cannabis ist ein sauberer und präziser Schnitt entscheidend, weshalb es ratsam ist, in hochwertige Scheren zu investieren. Unscharfe oder ungenaue Schnitte können die Pflanze unnötig verletzen und ihre Heilung verlangsamen. In extremen Fällen kann dies sogar das Wachstum der Pflanze behindern, anstatt es zu fördern. Nach dem Schnitt sollte der Pflanze zudem ausreichend Zeit zur Erholung gegeben werden, bevor weitere Eingriffe vorgenommen werden. Grundsätzlich lassen sich drei verschiedene Methoden unterscheiden.
Topping
Topping ist eine Technik im Cannabisanbau, bei der die obere Spitze des Hauptstamms (Meristem) entfernt wird, sodass in der Wachstumsphase an dieser Stelle zwei neue Zweige entstehen können. Das Ziel des Toppings ist es, eine buschigere Pflanze zu erzeugen, die eine höhere Blütenproduktion aufweist. Wenn du deine Hanfpflanze toppst, wächst sie in die Breite anstatt in die Höhe. Diese Struktur ist besonders vorteilhaft für den Indoor-Anbau, da die Pflanzenfläche effizienter genutzt wird und mehr Licht die unteren Teile der Pflanze erreicht.
Um das Topping durchzuführen, sollte zunächst die oberste Wachstumsspitze der Pflanze identifiziert werden. Für die besten Ergebnisse sollte die Pflanze bereits vier bis fünf Knoten entwickelt haben. Mit einer scharfen und sterilen Schere wird die Spitze des Hauptstamms etwa 20–30 % von oben abgeschnitten, direkt über dem nächstgelegenen Satz Blätter. Der Schnitt sollte in einem leichten Winkel von etwa 45 Grad erfolgen, um eine gute Entwässerung zu ermöglichen und das Risiko von stehendem Wasser zu minimieren, das zu Infektionen führen könnte. Du kannst diese Methode 1–2 Mal durchführen. Achte nur darauf, der Pflanze genügend Zeit zu geben, sich zu erholen, bevor du sie erneut beschneidest.
Fimming
Fimming ist eine Trainingsmethode für Cannabispflanzen, bei der die Spitze um etwa 70% - 80% abgeschnitten wird. Diese Technik soll zufällig entstanden sein, als Grower ihren Pflanzen ein sogenanntes Topping verpassen wollten und verfehlt haben. Gemäß der Erzählung erklärt dies die Herkunft des Begriffs Fimming, der eigentlich das Akronym von FIM ist und für „Fuck, I missed it" steht. Dieser „Fehler“ hat jedoch positive Auswirkungen auf die Pflanze gezeigt, da im Unterschied zum Topping vier Zweige anstelle von zwei gewachsen sind.
Wenn du eine besonders buschige Pflanze wünschst und nur begrenzten Raum (beispielsweise beim Indoor-Anbau) zur Verfügung hast, dann ist diese Methode die richtige für dich. Beachte jedoch, dass die Pflanze nach dem Fimming mehr strukturelle Unterstützung benötigt als beim Topping, weshalb diese Methode nicht für Anfänger geeignet ist.
Lollipopping
Lollipopping ist eine weitere Schnitttechnik für Cannabis, bei der im Gegensatz zu Topping und Fimming nicht die Spitze des Hauptstamms, sondern die unteren Zweige entfernt werden. Es ist wichtig, diese Triebe sauber abzutrennen, da sie andernfalls nach einer Woche wieder nachwachsen. Bei korrekter Anwendung sollte am Ende eine Pflanze entstehen, die wie ein Lutscher (Lollipop) aussieht, mit einem Stiel am unteren Ende und einer Blüte an der Spitze. Das Entfernen der unteren Blütenansätze sorgt dafür, dass die Cannabispflanze ihre gesamte Pflanzenenergie auf die größeren, fetteren Blüten an der Spitze konzentriert, was wiederum zu einer ertragreicheren Ernte führt.
Ein guter Startpunkt beim Lollipopping ist es, die Pflanzen im Sonnenlicht oder unter dem Anbaulicht zu betrachten und nach schattigen Stellen zu suchen. Alle Bereiche, die kein Licht erhalten, sollten als erstes entfernt werden, da sie die Entwicklung der gesamten Pflanze beeinträchtigen. Anschließend sollten die untersten Bereiche der Pflanze inspiziert werden, um nach kleinen Blütenstellen unter dem Blattwerk zu suchen, die aus diesen Zweigen wachsen und kein Licht bekommen. Nach dem Lollipping ist es entscheidend, den Pflanzen Zeit zur Erholung zu geben, bevor Änderungen an der Beleuchtung oder anderen Wachstumsbedingungen vorgenommen werden. Eine kurzzeitige Erholungsphase unterstützt die Pflanzen dabei, den Stress des Beschnitts zu überwinden und sich auf die bevorstehende Blütephase einzustellen.